Gewerbeflächen contra Lebensqualität
Grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Verwaltungsspitze und Teilen des Gemeinderats gibt es beim Thema Weiterentwicklung von Gewerbeflächen. Die OGL sagt, wir haben mit den derzeit geplanten – neben Flächen im Industriegebiet und dem ca. 40 Hektar-Anteil im Interkommunalen Gewerbegebet Empfingen – genug davon. Das Mehr an Gewerbesteuereinnahmen wiegt den Verlust an Landschaft nicht auf.
Dass wir als strukturschwache Kommune gelten ist keine Schande. Im Gegenteil. Es ist uns in Horb bisher gelungen, sparsam mit Flächenversiegelung umzugehen. Wir haben Traditionsunternehmen mit hohem Arbeitsplatzangebot. Wir grenzen uns ab von dem Siedlungsbrei, der vom Großraum Stuttgart immer weiter nach Westen quillt. In Bondorf/Ergenzingen ist er bereits angekommen, für Eutingen muss man ihn befürchten. Ein großer Teil der neuen Gewerbeflächen sind Lagerhallen, also kein produzierendes Gewerbe das Arbeitsplätze brächte.
Nicht nur der Flächenverbrauch ist eine Frage der Endlichkeit, sondern auch das Fassungsvermögen unserer Straßen. Je mehr Wohnbesiedlung, je mehr Idustrieansiedlung, umso mehr Verkehr. Die Autobahnnähe verstärkt die Verkehrsströme zusätzlich. Deshalb können wir von der OGL nicht verstehen, weshalb die Verwaltungsspitze fehlende Industrieflächen beklagt. Wer weiter denkt, also die Folgen von immer mehr Wachstum einbezieht, kann gar nicht dafür sein, dass weitere Gewerbeflächen entwickelt werden. Auch die Vergrößerung der Teilorte durch Neubaugebiete vermehrt den Verkehr in den Hauptdurchgangsstraßen. Wir hören die Klagen täglich aus Nordstetten, Rexingen und Altheim.
Das heißt nicht, dass eine behutsame Entwicklung nicht möglich wäre. Das Bahnterminal im Industriegebiet gehört dazu. Es dient dem Rückbau des LKW-Verkehrs auf der Straße. Die Hochbrücke gehört dazu. Sie dient der Verkehrsentlastung der Horber Innenstadt. Die Mitbenutzungstrasse gehört dazu. Sie übernimmt den Verkehr zwischen Brücke und dem Raum Freudenstadt auf vorhandenen Trassen. Aber wir dürfen uns keine Illusionen machen. Wenn wir weiter so handeln wie in den letzten dreißig Jahren, werden auch diese Verkehrslösungen nicht mehr ausreichen. Was machen wir dann?
Viele setzen auf E-Mobilität. Sie ist aber nur ein Teil der Lösung. Auch E-Autos brauchen Straßen und Parkflächen und vor allem Strom. Die Endlichkeit ist auch hier abzusehen. Der vom Fraktionssprecher der CDU Michael Kessler in der letzten Gemeinderatssitzung gemachte Vorschlag, die deutschen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen als geplant, schiebt Probleme in die Zukunft ohne sie zu lösen.
Diese Sichtweise kann kein Leitfaden für verantwortungsvolle Kommunalpolitik sein.
Offene Grüne Liste (OGL)
Kristina Sauter
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